Prüfungsanfechtung – möglich, aber immer sinnvoll?

Das Wichtigste in Kürze

  • Wer durch eine Prüfung fällt oder eine schlechte Note bekommt, hat die Möglichkeit, sich dagegen zu wehren und Widerspruch einzulegen.
  • Besonders häufig werden Ergebnisse angefochten, die zur Abschlussnote beitragen beziehungsweise Prüfungen, die für den Studienabschluss Voraussetzung sind.
  • Die Prüfungsanfechtung dient dazu, sich gegen Gesetzesbrüche durch die Universität oder auch eine IHK zu wehren und kann bei jeder staatlichen Prüfung zum Einsatz kommen.

Das erwartet Sie hier

Unberechtigt durchgefallen – wann man rechtlich eine Prüfung anfechten kann und wann es wirklich Sinn ergibt.

Inhalt dieser Seite
  1. So gehen Sie vor
  2. Wann lohnt sich die Anfechtung?
  3. Was passiert nach dem Widerspruch?
  4. Was kostet ein Gerichtsverfahren?

So können Sie eine Prüfung anfechten

Icon Vertrag kündigen

Hat ein Student eine Prüfung nicht bestanden, erhält er zusammen mit dem Bescheid auch eine Rechtsbehelfsbelehrung. In dieser wird erläutert, wie man förmlich Widerspruch einlegen kann. Anschließend hat der Student einen Monat Zeit, um ein Widerspruchsschreiben zu verfassen, beziehungsweise dieses von einem Anwalt verfassen zu lassen. Im Widerspruchsschreiben muss möglichst objektiv erläutert werden, warum die Bewertung der Prüfung für fehlerhaft gehalten wird. Versäumen die Prüfer, die Rechtsbehelfsbelehrung durchzuführen oder tun dies nicht ordnungsgemäß, verlängert sich die Frist für den Widerspruch auf ein Jahr.

Welche Prüfungen sind anfechtbar?

Grundsätzlich ist jede Prüfung, die vom Staat und anderen Trägern mit staatlichem Lehrauftrag, wie zum Beispiel Universitäten, abgenommen wird, anfechtbar. Dazu gehören beispielsweise:

  • Abschlussprüfungen von Hochschulen und Fachhochschulen
  • Staatsprüfungen für Juristen, Ärzte und Lehrer
  • Gesellen- und Meisterprüfungen
  • Steuerberaterprüfungen
  • Staatliche Abschlussprüfungen in sozialen Berufen
  • Kaufmännische Abschlussprüfungen
  • Klausuren, die bestanden werden müssen, um zur Abschlussarbeit zugelassen zu werden
Icon Glühbirne

Auch Noten sind anfechtbar

Auch Noten, die der Prüfling als ungerechtfertigt empfindet, können angefochten werden. Allerdings sollte hier der Nachweis erbracht werden, dass beispielsweise eine Antwort falsch bewertet wurde. Das heißt, es muss nachgewiesen werden, dass ein Beurteilungsfehler vorliegt. Der Nachweis kann zum Beispiel durch Fachliteratur oder auch ein Foto des Tafelanschriebs des Prüfers erbracht werden. Die Gewichtung der Antworten, das heißt, wie viele Punkte sie bringen, liegt allerdings im Ermessen des Prüfers.

Wann lohnt sich die Anfechtung einer Prüfung?

Das Anfechten einer Prüfungsentscheidung oder eines Klausurergebnisses lohnt sich insbesondere dann, wenn die entsprechende Note für den weiteren Werdegang von großer Bedeutung ist. Für Juristen spielt zum Beispiel die Gesamtnote beider Staatsexamina eine wichtige Rolle bei ihrer beruflichen Entwicklung.

Icon Liste

Dann stehen die Chancen gut

Gute Chancen auf eine erfolgreiche Anfechtung bestehen, wenn der Widerspruch eingelegt wird, weil eine richtige Antwort falsch gewertet wurde und somit ein Bewertungsfehler vorliegt. Gleiches gilt, wenn der Prüfer widerrechtlich von der Malus-Regel Gebrauch gemacht hat. Das bedeutet, dass er in einem Multiple-Choice-Test für eine falsche Antwort Punkte abgezogen hat. Aber auch, wenn die Zeit zu knapp war oder die Prüfung nicht von zwei Prüfern abgenommen wurde (weiterführende Informationen zu Prüfungsrecht und Hochschulrecht).


Icon Blatt mit Lupe

Beweismaterial ist entscheidend

Vor allem beim Schreiben einer Abschlussarbeit gilt: Alle Unterlagen sollten aufbewahrt werden. Wird dem Studenten beispielsweise vorgeworfen, er habe plagiiert, kann selbst ein Notizzettel als Beweisstück dienen, um den Vorwurf zurückzuweisen.

Was passiert, nachdem Widerspruch eingelegt wurde?

Icon Person mit Laptop

Legt ein Prüfling gegen die stattgefundene Bewertung Widerspruch ein, hat der Prüfer zunächst die Möglichkeit, seine Beurteilung zu überdenken. Ändert er das Ergebnis nicht, wird der Fall anschließend vor dem Prüfungsamt verhandelt. Liegt tatsächlich ein Bewertungsfehler vor, so wird der Fehler korrigiert und die Note muss neu berechnet werden. Bei einem Verdacht auf einen Verfahrensfehler wird der Fall an den Prüfungsausschuss weitergeleitet. In diesem Fall muss eine neue Prüfung angesetzt werden. Wird der Widerspruch abgelehnt, besteht die Möglichkeit, vor einem Verwaltungsgericht gegen die Entscheidung zu klagen. Hierbei sollte allerdings vorher geprüft werden, wie die Erfolgsaussichten sind. Das Widerspruchsverfahren an sich kostet in der Regel nichts, wenn man gewinnt. Verliert man allerdings, werden je nach Bundesland Gebühren von rund 50 Euro bis 150 Euro fällig.


Hilfe durch Studentenwerke

Häufig bieten Studentenwerke und der allgemeine Studierendenausschuss (AStA) eine kostenlose Rechtsberatung an, die von Studenten in Anspruch genommen werden kann. Auch besteht die Möglichkeit, sich von einem Anwalt hinsichtlich der allgemeinen Erfolgsaussichten beraten zu lassen. Soll dieser den Fall allerdings konkret bewerten, entstehen Beratungskosten. Diese betragen je nach Aufwand mindestens 75 Euro. Handelt es sich bei dem betreffenden Fall um ein Staatsexamen oder eine Meisterprüfung, können Kosten von bis zu 600 Euro bestehen.

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Welche Kosten entstehen durch ein Gerichtsverfahren?

Icon Richterhammer und Gesetz

Kommt es so weit, dass der Fall vor Gericht verhandelt wird, entstehen oftmals hohe Kosten. Zum einen erhält der vertretende Rechtsanwalt sein Honorar, das mehrere Hundert oder Tausend Euro betragen kann. Zum anderen fallen Gerichtskosten an, die von demjenigen getragen werden müssen, der den Rechtsstreit verliert.


Hilft eine Rechtsschutz­versicherung?

Verfügt der Prüfling über eine Rechtsschutz­versicherung, die auch ­verwaltungsrechtliche Fälle, zu denen Prüfungsanfechtungen zählen, umfasst, übernimmt diese üblicherweise die Gerichtskosten. Insbesondere für Studenten und Auszubildende ist dieser Punkt bei einem Vertragsabschluss von großer Bedeutung.

Achtung: Die Rechtsschutz­versicherung muss vorher abgeschlossen worden und die Wartezeit muss verstrichen sein!

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Die häufigsten Fragen zur Prüfungsanfechtung

Wann kann man eine Prüfung anfechten?

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Ob eine Prüfung angefochten werden kann, kommt immer auf den Einzelfall an. Grundsätzlich kann eine Prüfung angefochten werden, wenn ein Bewertungsfehler oder ein Verfahrensfehler vorliegt.

Wie kann ich eine Prüfung anfechten?

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Um eine Prüfung anzufechten, muss ein form- und fristgerechter Widerspruch eingelegt werden. Hat der Prüfling eine Rechtsbehelfsbelehrung erhalten, beträgt die Frist für den Widerspruch einen Monat, ansonsten verlängert sich die Frist auf ein Jahr.

Wie lange sind Prüfungen anfechtbar?

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Bei der Anfechtung einer Prüfung müssen Fristen beachtet werden. Ein Widerspruch kann nur innerhalb eines Monats eingelegt werden. Erfolgte keine Rechtsbehelfsbelehrung, beträgt die Frist ein Jahr.

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